Die heimische Industrie warnt vor sinkender Wettbewerbsfähigkeit. Viele Firmen hinken bei Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz noch weit hinterher.
Hall, Landeck – Drastische Worte wählte Rainer Haag, CEO des Automatisierungs- und Robotik-Unternehmens Ematric in Landeck. Zahlreiche Unternehmens-Insolvenzen und Hiobsbotschaften aus vielen Branchen setzten die heimische Industrie massiv unter Druck. „Es ist nicht nur Feuer am Dach“, sagte er am „Summit Industrie 4.0“ in Hall, „es brennt schon die ganze Hütte“. Angesichts vieler geopolitischen Herausforderungen und des hohen Kostendrucks sei der „Einsatz modernster Technologien ein zentraler Wettbewerbsfaktor“, stellte Haag klar.
„Mammut-Aufgabe“ für KMU
Auf dem Weg hin zu einer digitalisierten Industrie, die sogenannte Industrie 4.0, hinken viele Unternehmen noch weit hinterher. „KI-basierte Technologien sind in der Produktion Vollgas auf dem Vormarsch“, sagte er.
Doch nur jedes fünfte Unternehmen mache sich die Künstliche Intelligenz auch zunutze. „Da sind noch viele Hausaufgaben zu machen“, fordert er. Tirol hinke weit hinterher, sagt Haag, der auch Vorsitzender der Task Force „Industrie 4.0“ in der Industriellenvereinigung Tirol ist.
Während die großen Unternehmen hinsichtlich Digitalisierung „nicht schlecht“ dastünden, sei das Thema für viele klein- und mittelständische Betriebe eine „Mammut-Aufgabe“, räumt Haag ein.
Mit der Digitalisierungsförderung des Landes, dem Data Hub Tirol sowie dem Breitbandausbau, in den seit 2013 in Summe 110 Mio. Euro geflossen sind, greife das Land Tirol den Unternehmen unter die Arme, betont Landesrat Mario Gerber (ÖVP). Für einzelne Projekte können bis zu 200.000 Euro fließen.
„Keine Bedrohung für Jobs“
Für Elfriede Schober, stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Pro-Ge, bieten Digitalisierung und Künstliche Intelligenz wertvolle Chancen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das sei auch wichtig für die Sicherung des Wirtschaftsstandortes.
Bei der digitalen Transformation gelte es, die Mitarbeiter frühzeitig in alle Veränderungen einzubinden, damit etwa KI nicht als Bedrohung für den Job betrachtet werde. In den kommenden Jahren müssten jedoch zigtausende Beschäftigte in Bezug auf die neuen Technologien ausgebildet und weiterqualifiziert werden, warnt Schober.
www.tt.com