Nadia Calviño, die Präsidentin der Europäischen Investitionsbank-Gruppe, hat ein Finanzierungspaket von 3 Milliarden Euro für Europas Land-, Forst- und Fischwirtschaft sowie Maßnahmen für bessere Agrarversicherungen angekündigt. Partnerinstitute haben darüber hinaus Unterstützung in gleicher Höhe zugesagt. Insgesamt werden knapp 8,4 Milliarden Euro an langfristigen Investitionen für den Bioökonomie-Sektor angeschoben.

Es ist die größte EIB-geförderte Finanzierungsinitiative für die Landwirtschaft in Europa. Im Mittelpunkt stehen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie etwas größere Midcaps. Die Initiative erstreckt sich über die kommenden drei Jahre, wobei die ersten Kredite im ersten Halbjahr 2025 unterzeichnet werden sollen.

Ein Teil der Kredite ist für junge oder neue Landwirtinnen und Landwirte vorgesehen, denn sie haben in der Regel größere Schwierigkeiten, traditionelle Bankfinanzierungen zu erhalten. Außerdem im Fokus stehen Landwirtinnen, um dem Geschlechterungleichgewicht im Sektor entgegenzuwirken, sowie grüne Investitionen im Sinne der EU-Nachhaltigkeitsziele.

Nadia Calviño, Präsidentin der Europäischen Investitionsbank-Gruppe, bei der Branchenkonferenz EU Agri-Food Days in Brüssel: „Die Landwirtschaft ist ein lebendiger Teil der europäischen Kultur und ein produktiver Bereich unserer Wirtschaft und Sicherheit. Die heute angekündigte Finanzierung der EIB-Gruppe trägt dazu bei, dass eine neue Generation von Landwirtinnen und Unternehmen im Bereich Agrarlebensmittel und in der Bioökonomie-Wertkette eine Zukunft haben.“

Christophe Hansen, Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung: „Ich freue mich, dass sich die EIB so konsequent für die Landwirtschaft in der EU engagiert, insbesondere für den Nachwuchs und für Landwirtinnen. Die Finanzierungslücke im Sektor zu schließen, ist entscheidend. Mit Unterstützung der EIB-Gruppe geben wir der Landwirtschaft die Werkzeuge für Erfolg und Wachstum an die Hand. Wir arbeiten eng mit der EIB zusammen und sorgen gemeinsam dafür, dass diese Finanzierungsangebote vor Ort auch genutzt werden und Ergebnisse liefern. Gemeinsam sichern wir eine nachhaltige Zukunft für den Sektor.“

Ziel der neuen Finanzierung sind unter anderem mehr Investitionen in die Bodengesundheit, in digitale Tools, Wassermanagement und Klimaresilienz. Außerdem soll das Geld mehr Schulungen in nachhaltigem Wirtschaften ermöglichen und jungen Menschen in der Landwirtschaft den Kauf von Grundstücken erleichtern. 12 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte in Europa sind unter 40, 31,6 Prozent sind Frauen. Beide Prozentsätze sollen steigen.EIB-Vizepräsidentin Gelsomina Vigliotti: „Wir weiten unsere Unterstützung für die Landwirtschaft und die Bioökonomie aus und nutzen dafür eine breite Palette an innovativen Instrumenten. Gemeinsam mit Partnern auf allen Stufen der Wertkette möchten wir dazu beitragen, dass die Landwirtschaft ihre Herausforderungen meistern kann, denn sie hat drei schwierige Aufgaben: bezahlbare Lebensmittel produzieren, angesichts des Klimawandels die Agrarproduktion und die Existenzgrundlage der Erzeuger schützen sowie Umwelt und natürliche Rohstoffe schonen.“

Um bessere Kreditkonditionen für die Endbegünstigten zu ermöglichen, lässt sich das EIB-Paket mit Zinsvergütungen oder Kapitalzuschüssen aus dem EU-Haushalt oder aus nationalen Haushalten kombinieren. Die beteiligten Partnerbanken erhalten Beratung im Rahmen des Green-Gateway-Programms sowie einen verbesserten Green Eligibility Checker. Das ist ein Online-Tool, mit dem sich die Förderfähigkeit und die Klimawirkung grüner Investitionsvorhaben bewerten lässt.

Als Teil der Unterstützung für die Bioökonomie überlegt die EIB-Gruppe auch, wie sich der Versicherungsschutz gegen häufiger auftretendes Extremwetter und seine Folgen, wie Überschwemmungen und Dürren, verbessern lässt. Gemeinsam mit der Europäischen Kommission, der Versicherungswirtschaft und anderen Beteiligten will die EIB-Gruppe aktuelle Versicherungsprogramme auf EU-Ebene noch besser unterstützen. Außerdem geht es um europäische Maßnahmen für schnellere Investitionen in die Klimaanpassung und um mehr Liquidität und eine bessere Abdeckung von Kreditrisiken für Unternehmen, die Opfer von Klimakatastrophen geworden sind.

Die neuen Initiativen sind Teil eines Aktionsplans der EIB-Gruppe im Kontext des „Strategischen Dialogs zur Zukunft der EU-Landwirtschaft“, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Januar 2024 angestoßen hat. Dabei handelt es sich um ein neues Forum, das ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Vision für die Zukunft des Landwirtschafts- und Lebensmittelsystems in der EU entwickeln will.

Bei der Umsetzung des Plans arbeitet die EIB-Gruppe eng mit der Europäischen Kommission zusammen. Ziel ist es, die öffentlichen Investitionen zu maximieren und gleichzeitig durch Risikominderung privates Kapital für die Landwirtschaft zu gewinnen.

Der Aktionsplan der EIB-Gruppe umfasst unter anderem folgende Punkte:

Hintergrund

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Sie vergibt Mittel für Investitionen, die zu den Kernzielen der EU beitragen. EIB-Projekte stärken die Wettbewerbsfähigkeit, eine nachhaltige Entwicklung und den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Sie fördern Innovationen und beschleunigen den Übergang zur Klimaneutralität.

Die EIB-Gruppe, zu der auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört, unterzeichnete 2023 neue Finanzierungen von insgesamt 88 Milliarden Euro für über 900 Projekte. Diese Mittel werden voraussichtlich Investitionen von rund 320 Milliarden Euro anschieben, 400 000 Unternehmen erreichen und 5,4 Millionen Arbeitsplätze schaffen oder sichern.

Alle Projekte, die die EIB-Gruppe finanziert, entsprechen dem Pariser Klimaabkommen. Die EIB-Gruppe fördert keine Investitionen in fossile Brennstoffe. In ihrem Klimabank-Fahrplan hat sie zugesagt, in den zehn Jahren bis 2030 ca. 1 Billion Euro für das Klima und ökologische Nachhaltigkeit zu mobilisieren, und sie ist auf gutem Weg dorthin. Über die Hälfte unserer jährlichen Finanzierungen sind für Projekte bestimmt, die direkt zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an seine Folgen und zu einer gesünderen Umwelt beitragen.

In der EU fließt etwa die Hälfte der EIB-Mittel in Kohäsionsregionen, wo das Pro-Kopf-Einkommen niedriger ist. Damit fördert die Bank ein gerechtes Wachstum, um die Lebensstandards anzugleichen.

Das Green-Gateway-Beratungsprogramm wird unter der InvestEU-Beratungsplattform finanziert und von den EIB-Beratungsdiensten verwaltet. Es bietet Beratungsleistungen für Partnerinstitute, um deren Fähigkeiten, Verfahren und operativen Tools zu stärken und so die Planung, Auswahl und Finanzierung von Projekten und Unternehmen zu unterstützen, die sich positiv auf die Umwelt auswirken. Daneben gibt es ein Online-Portal mit Leitlinien, Fallstudien und anderen nützlichen Informationen zu grünen Investitionen. Das Portal bietet auch Zugang zum Green Eligibility Checker – einem Online-Tool, mit dem sich die Förderfähigkeit und die Klimawirkung grüner Investitionsvorhaben bewerten lässt.

Die 1962 eingeführte Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ist eine Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft und zwischen Europa und seinen Landwirtinnen und Landwirten. Sie soll die Landwirtinnen und Landwirte unterstützen, die Produktivität des Sektors steigern und so eine zuverlässige Lebensmittelversorgung und die Existenzgrundlage der Erzeugerinnen und Erzeuger sicherstellen. Außerdem im Fokus stehen der Klimawandel, der nachhaltige Umgang mit natürlichen Rohstoffen und der Schutz ländlicher Gegenden in der EU. Darüber hinaus zielt die GAP auf eine Stärkung der Wirtschaft im ländlichen Raum, indem sie Arbeitsplätze in der Landwirtschaft, im Agrar- und Lebensmittel-Sektor und in ähnlichen Bereichen fördert. Durch die Mittel für die Gemeinsame Agrarpolitik gewährleistet die Europäische Kommission eine faire, umfangreiche und transparente Förderung.

www.eib.org