Die britische Glücksspielindustrie nutzt die gleichen Taktiken wie die Tabakindustrie, um die negativen Folgen ihrer Produkte herunterzuspielen und die Öffentlichkeit in ihrem Sinn zu beeinflussen. Diesen Vorwurf erheben Forscher der University of Bath und von vier weiteren britischen Universitäten. Sie haben die rhetorischen Strategien der beiden Branchen in der öffentlichen Kommunikation miteinander verglichen. Details sind im „British Medical Journal“ nachzulesen.

Regulierung und Warnungen

Die Experten haben gemeinsame Taktiken gefunden, darunter das Herausstellen der Vorteile von Produkten, das Herunterspielen der Schäden und die Behauptung, sozial verantwortliche Unternehmen zu sein. Beide Branchen legen es darauf an, die Politik zu beeinflussen, um stärkere Regulierungen zu verhindern. Die Autoren fordern unter anderem eine stärkere Regulierung, Beschränkungen für das Glücksspielmarketing und evidenzbasierte Gesundheitswarnungen.

„Solange die Glücksspielindustrie nicht als unternehmerischer Schadensverursacher anerkannt wird und wirksame Maßnahmen ergriffen werden, um sowohl ihren Einfluss als auch ihr Marketing einzuschränken, wird die Prävention von Glücksspielschäden unerreichbar bleiben“, sagt May van Schalkwyk von der University of Edinburgh.

Und Anna Gilmore an der Hochschule in Bath klagt: „Jahrzehntelang haben Tabakunternehmen die Gesundheitsrisiken des Rauchens geleugnet, wissenschaftliche Forschung und eindeutige Beweise für Schäden in Zweifel gezogen und gegen Vorschriften lobbyiert, die ihre Gewinne bedrohten. Die Glücksspielindustrie folgt demselben Muster.“

Kaputte Familien und Suizide

Laut der Studie hat die ineffektive Regulierung des Glücksspiels im Vereinigten Königreich zu schwerwiegenden Schäden geführt – darunter finanzielle Notlagen, zerbrochene Familien und sogar Suizide. Das Versäumnis, aus den Strategien der Tabakindustrie zu lernen, habe es der Glücksspielindustrie ermöglicht, sich trotz der von ihr verursachten Schäden zu einer milliardenschweren Industrie zu entwickeln.

Ohne strengere Richtlinien, so argumentieren die Autoren, werde die Branche die Öffentlichkeit weiterhin irreführen und Regulierung und Aufsicht blockieren. „Aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, ist entscheidend, um weiteren Schaden zu verhindern“, so Benjamin Hawkins, Epidemiologe an der University of Cambridge.

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