Die US-Präsidentschaftswahl hat für unsere Wirtschaft große Bedeutung, denn die USA sind mittlerweile der zweitwichtigste Handelspartner.
Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 27 Billionen Euro im Jahr 2023 sind die Vereinigten Staaten von Amerika die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Nicht zuletzt deshalb hat die Präsidentschaftswahl am kommenden Dienstag internationale Relevanz. Der Ausgang der Wahl könnte unsere Wirtschaft entweder stärken oder schwächen.
USA werden als Handelspartner immer wichtiger
Als kleines Land hat Österreich für die USA wenig Bedeutung, umgekehrt aber umso mehr: Der Außenhandel ist laut Zahlen der Wirtschaftskammer in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Von 2021 auf 2022 stieg das Exportvolumen, also der Gesamtwert der exportierten Waren und Dienstleistungen, um 16,4 Prozent auf knapp 13 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr stieg der Wert um 12,16 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro, 2024 wird der Außenhandel mit den USA ähnlich stark wachsen. Damit ist die Handelsbeziehung so wichtig wie nie zuvor. Der Anteil der USA an den österreichischen Gesamtexporten beträgt 7,3 Prozent, damit sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Handelspartner außerhalb Europas und der zweitwichtigste Handelspartner insgesamt nach Deutschland. Allerdings ist die Beziehung unausgewogen: 2023 führten die USA Waren im Wert von 347,57 Millionen Euro in die EU ein, nur 5,17 Milliarden Euro davon gingen nach Österreich.
Aber welche Waren liefert Österreich in die USA? Maschinen und mechanische Geräte machen laut WKO mit 28,7 Prozent den größten Anteil der Exportgüter aus, an zweiter Stelle stehen pharmazeutische Erzeugnisse mit 16,8 Prozent, Zugmaschinen und Kraftwagen mit 12,9 Prozent auf Platz drei. Im Gegenzug machen pharmazeutische Erzeugnisse mit 31,4 Prozent den größten Anteil der Güter, die importiert werden, aus. Die 50 größten US-Unternehmen mit Sitz in Österreich erwirtschafteten hier 2022 laut einer Accenture-Analyse im Auftrag der American Chamber of Commerce 14,7 Milliarden Euro. Die 50 größten österreichischen Unternehmen machten wiederum 6,2 Milliarden Euro Umsatz in den USA, das größte Unternehmen ist der Maschinenbaukonzern Andritz.
Eine gute Handelsbeziehung mit den USA leistet also einen wichtigen Beitrag zur Volkswirtschaft in Österreich. Gerade jetzt, in der längsten Rezession der Zweiten Republik, ist es wichtig, diese aufrechtzuerhalten. Wie sich die Partnerschaft entwickeln wird, hängt also durchaus von der nächsten Präsidentschaft ab.
Ein Kurs, der sowohl mit einem Republikaner als auch mit einer Demokratin im Amt fortgesetzt wird, ist der starke Fokus auf den eigenen Wirtschaftsstandort. Mit Subventionspaketen in Milliardenhöhe und strengeren Auflagen für Importe aus China versuchen die USA, die heimische Wirtschaft zu stärken. Mit diesem Kurs wuchs die Wirtschaftsleistung 2023 immerhin um 2,5 Prozent, während andere Staaten sich in einer Rezession befanden.
Was Trump und Harris für die Wirtschaft planen
Doch für ihre Wirtschaftspolitik haben die Präsidentschaftskandidat:innen Donald Trump und Kamala Harris unterschiedliche Schwerpunkte. Trump listet in seinem Wahlprogramm fünf Säulen zur Verbesserung der Wirtschaft auf: Abbau von Regulierungen, Steuersenkungen, faire Handelsabkommen, günstige Energieversorgung und Förderung von Innovationen. Konkret will Trump Importzölle generell auf bis zu 20 Prozent erhöhen, für Waren aus China sogar auf 60 Prozent. Das würde für österreichische Unternehmen den Export von Waren in die USA verteuern. Die hohen Zollgebühren könnten laut Ökonom:innen nicht nur die Wirtschaftsleistung in der EU beeinträchtigen, sondern langfristig auch Arbeitsplätze kosten. Auch Trumps Energiepolitik könnte sich negativ auswirken. Statt erneuerbare Energien zu fördern, sollen Öl, Gas und Kohle für billigen Strom sorgen. Gerade für Umwelttechnologien aus Österreich gäbe es aber laut der Accenture-Analyse großes Außenhandelspotenzial. Trumps Pläne haben auch positive Aspekte: Von weniger Regulierung und niedrigeren Steuern würden österreichische Unternehmen mit Sitz in den USA profitieren.
Die demokratische Kandidatin Harris setzt auf die Stärkung der Mittelschicht und mehr Hilfen für kleine und mittlere Unternehmen. Im Gegensatz zu ihrem Konkurrenten will sie steuerliche Entlastungen vor allem für die Bürger:innen. Die Besteuerung der Unternehmensgewinne soll von 21 auf 28 Prozent angehoben werden. Die Erhöhung von Importzöllen lehnt Harris ab und warnt davor, dass diese zu höheren Preisen für Konsument:innen führen könnten. Außerdem soll in saubere statt in fossile Energie investiert werden. Mit dieser Strategie könnte Österreichs Außenhandel mit den USA wie in den vergangenen Jahren weiter stark wachsen. Für österreichische Unternehmen würde ein Standort in den USA allerdings an Attraktivität verlieren.
Kritik an den Wahlprogrammen gibt es für beide Präsidentschaftskandidat:innen. In einem offenen Brief sprechen sich jedoch 23 Wirtschaftsnobelpreisträger für Harris’ Pläne aus. Angesichts der geplanten Zollerhöhungen von Trump wäre für Österreich eindeutig die demokratische Präsidentschaftskandidatin die bessere Wahl. Wie der oder die neue Präsident:in die österreichische Wirtschaft beeinflusst, hängt davon ab, welche Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.
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